Mit Visual Thinking zum Service der Zukunft.

Jana Staltmayer, August 2023
Doodling ist nicht nur gut, wenn man gerade in der Telefonwarteschleife feststeckt: Es kann auch dabei helfen, Zukunftsszenarien zu skizzieren, die es noch gar nicht gibt. Mit ein paar einfachen Strichen wird aus einer komplexen Beschreibung plötzlich ein diskutierbares Szenario.
Vor Kurzem standen wir vor einer faszinierenden Herausforderung: Wir sollten ein Service Design für die Reisenden der Zukunft skizzieren. Doch wenn man sich spekulativen Ideen hingibt, kommt man schnell an die Grenze der Sprache als Werkzeug. Es fiel uns zunehmend schwer über Technologien und Interaktionen zu schreiben, die so weder gerade existieren noch anschaulich beschreibbar sind.

Glücklicherweise waren wir kurz zuvor bei einem Lunch&Learn von Koos zum Thema "Visual Thinking". Service Designerin Astrid ten Bosch vermittelte uns an zwei Terminen die Grundlagen des visuellen Denkens – wie bringe ich in kürzester Zeit ohne ästhetischen Anspruch eine Idee aufs Papier? Welche Detailtiefe braucht es, um eine Idee zu verstehen und welche Details stören auf den ersten Blick? In kleinen Übungen wurde alles Besprochene direkt geübt – und wir konnten Skizzenbücher volle Ideen mit in unseren Arbeitsalltag nehmen (Danke Koos!).

Wir waren begeistert von der Methode und ihren Vorteilen. Anstatt in einem interdisziplinären Team lange über die Bedeutung von Beschreibungen zu rätseln, skizzierten wir einfach unsere erdachten Szenarien. Die Methode ermöglichte es uns, Situationen schnell zu visualisieren und uns gemeinsam in sie hineinzuversetzen. Plötzlich war es nicht mehr abstrakt der angestrebten Zielgruppe und ihren Gefühlen und Bedürfnissen in der Situation nahe zu sein – man stand ja quasi direkt daneben.
Three different sketched scenarios of the travel journey of the future.
Durch visuelles Denken war das gesamte Team innerhalb kürzester Zeit ins Prototyping gekommen und eine fachlich fundierte Aussage zur Reise der Zukunft war danach für alle möglich. Ein schöner Bonus: das gemeinsame Skizzieren verhindert Missverständnisse.

Mit dieser Einschätzung sind wir nicht allein:
Eine Studie der Delft University of Technology veranschaulicht die Vorteile von schnellen Skizzen in interdisziplinärer Designarbeit. Teams, die ihre Ideen skizzierten, konnten sich schneller und nachhaltiger auf gemeinsame Design-Ideen einigen. Missverständnisse konnten in Skizzen erkannt und geklärt werden. Zusätzlich blieben einmal gezeichnete und diskutierte Ideen besser im Gedächtnis aller Teammitglieder hängen. Die visuelle Skizze hilft unseren Gehirnen sich an vorherige Ideen und alles dazu Besprochene zu erinnern.

»This manifestation (…) on paper enables ideas to be stored and returned to later. Additionally, we also found that the combination of both verbal and visual communication support frames in retaining their importance in the design process for a longer period.«
– Yang, Yujing, Brik et Al.

Wir können die Methode von Herzen weiterempfehlen und wünschen allen mutigen Zeichner:innen: Frohes Ausprobieren!

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